Digitaler Nachlass – Datenmüll oder wertvolle Erinnerung?

Welche Bedeutung geben Angehörige dem Digitalen Nachlass von verstorbenen Personen: Datenmüll oder wertvolle Erinnerung? Um dieser Frage nachzugehen führten wir Experteninterviews, erstellten eine Online-Umfrage und organisierten ethnografische Interviews. Interessiert hat uns dabei vor allem Digitaler Nachlass, der aktiv betrieben wurde (Facebookprofile, Blogs, etc.). Anhand der Aussagen in Umfrage und Interviews kamen wir zu dem Ergebnis, dass Digitaler Nachlass Menschen dann berührt, wenn diese auch im Offline-Leben eine enge soziale Beziehung zu dem Verstorbenen hatten. Dabei war es unbedeutend, welche Art von Emotionen unsere Gesprächspartner zeigten: Freude und/oder Trauer wurden intensiv gezeigt. Bei oberflächlicher Bekanntschaft herrschte meist Gleichgültigkeit. Damit positioniert sich unsere Forschung entgegen der Ansicht, dass das gesamte Leben in der Zukunft, durch das Web 2.0, nur noch online stattfinden wird. Online und Offline sind eng miteinander verknüpft und nicht zu trennen.

Die Bedeutung eines ‚sozialen Netzwerks’ – Der Einfluss einer Facebook-Gruppe auf das Offline-Leben von Deutschen in San Francisco

Ziel unserer Studie war es, herauszufinden, welche Bedeutungen mit einer Facebook-Gruppe für in San Francisco lebende Deutsche assoziiert werden können. Es kristallisierten sich in der Beobachtungsphase unserer Forschung über das Netz, die auch gleichzeitig im Netz stattfand, zwei Bedeutungsaspekte heraus, die wir versuchten in Interviews genauer zu beleuchten. Der Sicherheitsaspekt manifestiert sich im Erwerb von Wissen über organisatorische Abläufe am neuen Aufenthaltsort, sowie dem Wissen über das Bestehen einer Gemeinschaft, die einen dort unterstützt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, die zweite von uns erforschte Bedeutung, welches eng mit dem Sicherheitsaspekt verknüpft ist, resultiert aus dem Bewusstsein über die geteilte Lebenswelt und die Möglichkeiten des Austausches mit anderen Gruppenmitgliedern. Wir versuchen, dem Leser einen Einblick in die Nutzungsmöglichkeiten der Gruppe zu verschaffen, sowie die beiden Bedeutungen, die bei unserer Forschung im Fokus standen, dicht zu beschreiben und somit nachvollziehbar zu gestalten.

Unplugging Social Media – Ein autoethnographisches Experiment über den Einfluss von WhatsApp auf Freundschaft

Der folgende Artikel beschäftigt sich mit dem Einfluss von Social Media auf Freundschaften. Im Speziellen liegt der Fokus auf einer autoethnographischen Untersuchung am Beispiel der digitalen Austauschplattform WhatsApp. Wie abhängig ist ein freundschaftliches Verhältnis von der Nutzung dieses Tools? Die Ergebnisse zeigen, dass Social Media in Form von WhatsApp bei räumlich getrennten Freundschaften ein größerer Stellungswert innewohnt, als bei Freundschaften ohne geographische Distanz. Statt Freundschaft als Nebenprodukt von Social Media zu entlarven, zeigt sich vielmehr, dass Social Media ein Nebenprodukt unserer Freundschaftsverhältnisse ist.

Die transnationale digitale Familie – Wie das Internet Familien mit Fluchterfahrung beeinflusst

Familie ist für viele Menschen gerade in einer heute sehr individualisierten Welt, ein zentraler Bezugspunkt, der ein gewisses Gefühl von Heimat in sich trägt. Eine Identifikation mit der eigenen Familie und den Werten und Ansich-ten die man durch sie vermittelt bekommen hat, ist dabei fast unumgänglich und trägt dazu bei, uns zu dem Menschen zu machen, den wir darstellen. Eine besondere Situation für eine Familie stellt die Migration oder Flucht eines oder mehrerer Familienmitglieder dar. Familien sind dabei neuen, unbekannten Situationen ausgesetzt, die die Gemeinschaft als solches verändern und prägen. In der durchgeführten Forschungsarbeit wurde analysiert, welchen Einfluss das Internet auf die Interaktions- und Kommunikationsprozesse transnationaler Familien mit Fluchthintergrund hat.

Das Medium Reiseblog. Wie die Suche nach der authentischen Fremderfahrung in der Konstruktion von Fremdbildern endet

Packt uns die Reiselust, wollen wir exotisch fremde Orte erkunden, sind wir auf der Suche nach dem authentischen Reiseerleben, dann lassen wir uns gerne von Reiseblogs inspirieren. Die medial generierten Bilder und Vorstellungen des ‘Fremden’ spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie erst erwecken Lust und Sehnsucht nach diesen Orten und Begegnungen. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, wie Fremdbilder des Orients im Reiseblog konstruiert und gefestigt werden. Dies findet durch die sowohl bewusste wie auch unbewusste Abgrenzung des Eigenen vom Anderen, des Bekannten und Vertrauten vom Unbekannten statt. Es entsteht ein gesellschaftlich konstruiertes Ideal des touristischen Raumes.

Kontakte im digitalen Zeitalter – Skizzierung eines Forschungsprozesses

Neue Kommunikationstechnologien sorgen für tiefgreifende sozio-kulturelle Veränderungen. So lässt sich die heutige globale Netzwerkgesellschaft durch grenzüberschreitende, transnationale Beziehungen beschreiben (vgl. Glick Schiller et al. 1992; vgl. Castells 2005). Dieser Blogeintrag zeigt die Kernpunkte unseres Lehrforschungsberichts >>Die kommunikative Vernetzung von Migranten - das Potential digitaler Medien für offline Interaktionen<<. Schonungslos ehrlich berichten wir, wie wir mittels qualitativer online- sowie offline-Forschung untersuchten, ob und wie das Internet Menschen, die neu an einem Ort sind, dabei unterstützen kann, offline-Kontakte zu knüpfen und sozusagen ihre Netzwerkknoten zu erweitern (vgl. Castells 2005: 7). Wir zeigen im Nachfolgenden den Weg zu unserer Forschungsfrage und das methodische Vorgehen für deren Beantwortung auf. Durch unsere offline-Recherche mittels qualitativer Leitfadeninterviews sowie der online-Recherche in zwei unterschiedlichen Facebook-Gruppen und der begleitenden Auswertung mittels Grounded Theory-Methodology kommen wir zu dem Ergebnis, dass digitale Medien eine wichtige Rolle bei der Kontaktsuche von Menschen am neuen Aufenthaltsort spielen und offline-Kontakte trotz Digitalisierung noch wichtig sind.

„Digitale Arbeitsnomaden“

Crowdsourcing - ein Phänomen, gewachsen mit und durch das Internet. Im Zuge der Digitalisierung wurden nicht nur immer mehr Inhalte und Prozesse in das digitale Netz verlagert, sondern auch Arbeitsabläufe sind immer stärker von dieser Entwicklung betroffen. Doch wie beeinflusst das Internet und dessen Räume unsere Kultur? Oder ist Crowdsourcing selber schon eine? Um diese Fragen beantworten zu können, befasst sich diese Arbeit mit dem Wandel, der durch die Verschiebung und Neubildung von Räumen in Kulturen entstehen kann. Dabei werden Sachverhalte sowohl aus struktureller Perspektive, als auch aus soziologisch-räumlicher Perspektive betrachtet. Ein dafür entwickeltes Kulturverständnis und die darin enthaltenen Standpunkte bilden einen essentiellen Teil der Arbeit, um zu zeigen, wie kulturell geprägt digitale Phänomene auch ohne nationale Zugehörigkeit sind.

Instagram – Simulakrum der Realität? Zur Untersuchung der Rolle von Selbstdarstellung bei der Simulation im virtuellem Raum

Man stellt täglich Tausende Fotos und Videos online. Man teilt die besten Momente des Lebens mit der ganzen Welt. Aber woher kommt dieses dringliche Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Anerkennung? Warum wird dem „Publikum“ eine andere Realität gezeigt und die Menschen sich im Instagram nur aus der besten Seite zeigen? Im Rahmen des Lehrforschungsprojektes Digital Cultural Communication soll ein Versuch unternommen werden, diese Fragen zu beantworten. Dabei wurden die erhobenen Daten mittels Fragebögen, Interviews und teilnehmender Beobachtung in Bezug zu theoretischen Ansätzen wie Goffmans Verständnis der „Selbstdarstellung“ sowie Baudrillards „Simulation und Simulakrum“ gesetzt.

Was ist eigentlich Online-Shopping? Warum ist es so attraktiv?

Heutzutage ist das Online-Shopping ein weltweit bekanntes Phänomen sowie ein beliebtes Forschungsthema. In dieser Arbeit werden Einflussfaktoren untersucht, welche die Einkaufentscheidung beim Online-Shopping beeinflussen können. Insbesondere fokussiert die Arbeit auf das Webdesign und die Onlinebewertungen. Da es sich um eine chinesische (Taobao) und eine deutsche (Amazon) Online-Shopping-Plattform handelt, werden sowohl chinesische als auch deutsche Studierende befragt. Um die Beziehung und Kausalität zwischen den Studierenden und solchen Einflussfaktoren herauszufinden werden halbstandardisierte Interviews mit 4 Befragten durchgeführt. Mittels den Interviews wurde herausgefunden, dass die Gestaltung der Plattformen keine Rolle für die Einkaufsentscheidung spielte, während die Befragten großen Wert auf die Online-Shopping-Bewertungen legten. Darunter wurden Bewertungen mit Bildern für die beiden chinesischen Studentinnen als sehr ansprechend empfunden. Im Gegensatz dazu richteten die beiden Deutschen ihre Aufmerksamkeit darauf, ob es Grammatikfehler und Rechtschreibfehler in Bewertungen gibt. Außerdem zählen ebenfalls Preis und Empfehlungen von Bekannten zu den möglichen Einflussfaktoren.

Analyse einer neu entstehenden Tradition in der digitalen Welt

Diese Arbeit untersucht eine neue Tradition in den digitalen Praxen. In einer Chatgruppe der Messenger-App WeChat wurden Regeln festgelegt, dass man beim Stellen einer Frage, einer Bitte usw. einen Hongbao in die Gruppe senden sollte. Der Hongbao ist ursprünglich ein Geldgeschenk von den Eltern an die Kinder am Frühlingsfest und gehört zur chinesischen Tradition. In WeChat ist der digitale Hongbao eine Art Geldsendung und das Geld kann auf mehrere Personen aufgeteilt werden. Das neue Phänomen wird vorgestellt und es wird analysiert, wie die neue Tradition in Bezug auf die Geldsendung das Prinzip der Reziprozität wiederspiegelt und wie sie bei den Gruppenmitgliedern funktioniert hat.